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5.-8. Oktober 2017

Cirque du Soleil

Hallenstadion Zürich

Der Cirque du Soleil feiert am 5. Oktober im Zürcher Hallenstadion Europa-Premiere. Einen Tag vorher durfte ich mit einer Gruppe Pressekollegen hinter die Kulissen der Produktion «Ovo», die in Zürich gezeigt wird, blicken. 

 

Als wir das Hallenstadion betraten, wurde auf der Bühne schon eifrig trainiert. Vor allem auf dem Trampolin übten die Artisten verschiedene Sprünge, unermüdlich sprangen die Männer an der Kulissenwand hoch oder trainierten letzte Saltos. Wie die Männer herumwirbelten, sah das alles so selbst verständlich aus. Auf dem Catwalk trainierte eine Gruppe Boden-Akrobatik, was ebenfalls unfassbar locker und selbstverständlich wirkte. Natürlich stecken da viele Trainingsstunden und harte Arbeit dahinter. 

Foto: Christoph Gurtner/Stagetime.ch

Nach einem ersten artistischen Eindruck, bekamen wir infos über die Technik. Das gesamte Equipment, also Bühne inklusive Licht- und Soundtechnik sowie Garderobe mit Schneideratelier wird mit 23 Lastwagen durch Europa geführt. Zum Vergleich: die Rolling Stones haben auf der aktuellen Tour 25 Trucks. 

 

Zuerst wird jeweils die aufwändige Licht- und Soundtechnik sowie mehrere Videoprojektoren ans Hallendach gezogen. Danach werden Bühne und Bühnenbild aufgebaut. Hinter der Bühne stand bereits einiges an Technik für die musikalische Untermalung der Show. Ein Teil wird von sieben Musikern live gespielt, ein anderer ist Playback, perfekt auf das Geschehen auf der Bühne abgestimmt. Hinter dem nächsten Vorhang wärmten sich weitere Artisten auf und nebenbei musste ein junger Mann mit Diabolo noch als «Coiffure Model» hinhalten. Sein Blick sagte deutlich: «Versteckt alle Scheren» 

Foto: Christoph Gurtner/Stagetime.ch

Ein paar schritte weiter steht die beeindruckende Garderobe. Alles ist so konstruiert, das es schnell abgebaut und eben so schnell wieder verladen und transportiert werden kann. Die Kostüme und Schuhe werden allenfalls vor Ort repariert und angepasst. Bei unserem Besuch in der Schneider-Abteilung wurde gerade ein gebrochenes Bein des Heuschrecken-Kostüms repariert. Ein paar Kopfbedeckungen wurden auch gerade genäht und das auf einer einfachen «Bernina»-Nähmaschine. 

Fotos: Christoph Gurtner/Stagetime.ch

Plötzlich wurden wir unterbrochen, da vorne auf der Bühne eine Szene 1:1 geprobt wurde. So bekamen wir einen ersten Einblick darauf, was man vom der «Ovo»-Show erwarten kann. 

Der Cirque du Soleil ist mit einem 50 Personen starken Ensemble aus 25 Nationen unterwegs. 

Der Bericht zur Show ist unterhalb der Fotogalerie.

Noch verdeckte das ca.8,5 meter breite und 6,7 meter hohe aufgeblasene «Ovo» - zu Deutsch «Ei» - die Sicht auf die aus 225 Platten bestehende Bühne. Zur Unterhaltung des Publikums waren einige Artisten von Cirque du Soleil im Besucherraum und zeigten schon das eine oder andere Müsterchen ihres Könnens. Zusätzlich huschten ein paar Insektenjäger durch die Reihen, um mit grossen Netzen Besucher einzufangen. Nahtlos zu diesem Treiben ging es los mit der Show.
Zuerst erschienen Ameisen, die auf ihren Füssen mit übergrossen Kiwi-Scheiben jonglierten, absolut synchron. Sie wurden von Heuschrecken begleitet. Sie hatten die Rolle der Helfer, waren zum Teil auch für den Bühnenumbau verantwortlich,  brachten den Ameisen aber auch überdimensionale Maiskolben für den Auftritt oder türmten die Kiwi-Scheiben auf. 

Es herrschte ein buntes Treiben der Insekten im Hallenstadion, bis der fremde Fliegenmann mit dem «Ovo» auftauchte. Das geheimnisvolle Ei weckte die Neugier des Insektenvolks. Und der Fliegenmann verguckte sich in die Marienkäferdame. Diese konnte allerdings mit den Gefühlen noch nichts anfangen oder diese erwidern. Nur die Neugierde auf das Fremde war da. 

Es ging weiter mit einer fantastischen Nummer eins Schlagenmenschen. Der Libellenmann brachte das Publikum der Europapremiere in Zürich mit unvorstellbaren Verrenkungen zum Staunen. Im Hintergrund wurde die 19,5 Meter hohe Wand mit einer Video Projektion zum leben erweckt. 

Die Insekten verständigten sich mittels einer eigenen Fantasiesprache, die an kleine Kinder erinnerte, die gerade das Sprechen lernen. Der Handlung konnte man trotzdem perfekt folgen und man wusste genau was die einzelnen Darsteller sagen wollen. 

Ein besonderer Moment war die Hommage an das legendäre Mummenschanz-Theater, das auch eine kanadisch-chweizerische Erfindung ist. Die Creatura, eine Mischung aus dem Spielzeug «Slinky» und einem Insekt, verblüffte mit ihren Verrenkungen.

Die Abwechslung zwischen perfekter Akrobatik mit allen Facetten und der komödiantischen Unterhaltung der beiden Hauptdarsteller, der Fliege und Master Flipo, der Anführer der Insekten, überzeugte vollends. Gespielt wird Master Filipo von Gerard Regitschnig. Der Schweizer ist schon über 20 Jahre beim Cirque du Soleil und hat die Rolle des Clown. Der zweite Schweizer, Jan Dutler, spielt den fremden Fliegenmann. Er spielt neben seiner Hauptrolle bei den Clowns noch bei Nummern mit, die die Zeit überbrückten, während im Hintergrund die Bühne für das nächste akrobatische Spektakel vorbereitet wurde. Sicherheit hat selbstverständlich oberste Priorität.

Dies war bei der nächsten Nummer in luftiger Höhe besonders wichtig. Eine Gruppe von neun Artisten verteilt auf 3 Podeste schwangen sich von Podest zu Podest. Eine weitere atemberaubende Darbietung. Erstaunlich war, wie locker sämtliche artistischen Einlagen wirkten. Ist es logischerweise nicht. Tägliches, hartes Training und höchste Konzentration sind das Wichtigste. Ohne erreicht man kaum so ein Niveau.

Nach der Pause tauchte der Schlangenmensche nochmals auf und die Marienkäfer-Dame lernte, was das Gefühl Eifersucht bedeutet. Der Fliegenmann, mit seiner locker-lässigen Art, suchte sich eine junge Dame aus dem Publikum aus, zog ihr Flügel an und bezirzte die Dame mit heissen Samba-Rhythmen. Das dies der Marienkäfer-Dame nicht passte versteht sich von selbst. Darauf wurde der Gigolo mit der Fliegenklatsche mit schlagkräftigen Argumenten aufmerksam gemacht. Ob die sonst so fröhliche Käfer-Dame dies von den Menschen gelernt hat? 

 

Zum Abschluss marschierten die Ameisen wieder auf die Bühne und krabbelten synchron an der Wand entlang. Immer wieder stürzte sich ein Artist aus fast 20 Meter höhe auf das Trampolin und «spazierte» wieder die Wand hoch. 

Der Cirque du Soleil vereint bei «Ovo» Artistik und Show perfekt. 50 Artisten aus über 20 Nationen boten ein unterhaltendes und einzigartiges Erlebnis. Wer einmal die Show erlebt hat, will immer wieder. 

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