
14. Dezember 2025
Till Lindemann
Hallenstadion Zürich
Auf seiner «Meine Welt» Tour machte Rammstein Sänger Till Lindemann in Zürich halt.
Die Tickets durfte man erst ab 18 Jahren kaufen. Was durfte man also von diesem Konzert erwarten?
Zuerst gab es als Special Guest das US-Amerikanische Quartett Aesthetic Perfection.
Gemäss Wikipedia sind sie dem Aggrotech Genre zuzuordnen.
Dass man bei Lindemann nicht einfach einen normalen Supportact bekommt, war ja klar.
Aesthetic Perfection wurden von Daniel Graves im Jahr 2000 in Los Angeles gegründet. So richtig schlau wurde ich aus dem gehörten nicht. Zum einen hat es einen guten Groove, zum anderen fehlte mir ein «Konzept». War das jetzt Elektopop oder doch Alternativerock. Es war von allem ein bisschen aber nichts Richtiges. Einzig die Spielfreude von Graves, Constance Antoinette, Lore Jarocinski (beide Gitarre und Live Keyboard) und Joe Letz (Drums) war echt und spürbar.

Till Lindemann ist eine sehr kontroverse Figur. Zum einen genialen Songtexter zum anderen wurde er mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Diese Vorwürfe wurden aber aus Mangel an beweisen fallen gelassen. Somit ist Lindemann unschuldig und das Thema erledigt.
Da wir erst mitten des Konzerts fotografieren durften, wurden wir kurz vorher in das Stadion begleitet.
Was ich da zu sehen und zu hören bekam, war sehr stark sexualisiert und sicher nicht für jeden Geschmack. Kurz zusammen gefasst wurde diverse Sexualpraktiken aus dem S&M Bereich visuell und in Texten vorgetragen.
Ausnahme war der Song «Sport frei». In dem Stück ging es um die negativen Seiten des Leistungssports in der DDR. Gerade im Kunstturnen wurden die Sportlerinnen bis aufs äusserte gedrillt und mit Doping vollgepumpt.
Lindemann war in seiner Jugend Leistungsschwimmer er besuchte die Kinder- und Jugendsportschule und war dort im Internat untergebracht. Die Thematik dieses Songs kennt er also zu gut.
Mit dem Song «Tanzlehrerin» beschrieb er Sex mit seiner Tanzlehrerin. Es kam mir fast bei jedem Song so vor, das Till Lindemann Solo alles macht, was er bei Rammstein nicht darf.
Vieles wirkt sehr abgedroschen mit dem einzigen Zweck der Provokation.
Für mich ist Lindemann viel mehr als nur Provokation. Er ist ein begnadeter Songschreiber der unbequemen Themen wie Prostitution oder Pädophilie in der Katholischen Kirche aufarbeitet und der Gesellschaft einen «hässlichen aber realen Spiegel» vor die Nase hält und die gesellschaftliche Doppelmoral aufzeigt.
Bei seinem Solo Projekt geht es aber leider meistens nur um das eine.
Die Altersbegrenzung von 18 Jahren ist aus meiner Sicht berechtigt.
Dennoch Till Lindemann ist ein grossartiger Künstler und Kunst darf vieles, natürlich auch provozieren.
Den oben erwähnten «hässlichen Spiegel» bekam das Zürcher Publikum auch vor die Nase gesetzt. «Allesfresser» thematisierte den Überkonsum in der Gesellschaft und wie Lebensmittel verschwendet werden. Da flogen auch ein paar Fake Torten ins Publikum.
Nach dem Verlassen des Hallenstadions wusste ich nicht wie ich das gesehene einordnen soll. Auf der einen Seite sah man ein spektakuläres Konzert mit hervorragenden Musiker*innen. Zum anderen war es «nur eine provokative Pornoshow». So ganz schlüssig bin ich mir immer noch nicht.
Tatsache ist Lindemann bleibt sich treu und provoziert gekonnt, sodass man über ihn diskutiert. Bleibt zu hoffen das er uns noch viel Gesprächstoff liefert.

























