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1.Titelbild_Die Prinzen_©Stagetime.jpg

10. November 2023
Die Prinzen
Volkshaus Zürich

Als 1989 in Deutschland die Mauer fiel und die DDR wieder zu Deutschland wurde, hiessen Die Prinzen noch «Die Herzbuben» und sangen - wohl ganz staatskonform - a capella.

1991, ich war gerade 13 Jahre jung, kamen die Leipziger als „Die Prinzen“ auch in die Schweiz. Ich liebte ihr Album «Das Leben ist Grausam», und besonders den Titel «Gabi und Klaus». Der Albumtitel hatte gleichzeitig eine persönliche Bedeutung für mich: Als das Konzert in Bern statt fand, musste ich im Klassenlager den letzten von fünf Abenden absitzen, und fand das Leben wirklich besonders grausam. Meine «Traumfrau» hies damals allerdings nicht Gabi sondern Sandra. Dafür hatte ich ganz viele «Klause» in der Klasse, und genug Schweine (zumindest charakterlich) um mich herum.

Seit diesem Abend wartete ich darauf, Die Prinzen nun einmal auch live zu erleben. Mit den Jahren verlor ich zwar die Band etwas aus den Augen, doch ihre Songs vergaß ich nie.

Nach 32 Jahren war es endlich so weit, und ich durfte dieses Stück Musikalische Jugend Erinnerung endlich live erleben. Jetzt denken viele: „Aber Moment mal; Die Prinzen sind doch auf ihrer 30 Jahre Jubiläumstour?“ Jam ist so. Aber da diesmal nicht nur Ostdeutschland einen Unsichtbaren Feind hatte, sondern die ganze Welt, feiern sie ihr grosses Jubiläum also erst zwei Jahre später.

Im ausverkauften Volkshaus Zürich um Punkt 20:00 ging das Licht aus, und auf der Leinwand fingen die Frösche (das Symbol der Prinzen) zu quaken an.
Die siebenköpfige Band mit Gründern Sebastian Krumbiegel, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner (die drei machten schon mit den „Herzbuben“ zusammen Musik), Tobias Künzel, Alexander „Ali“ Zieme, Henri Schmidt und Mathias Dietrich kam unter grossem Jubel auf die Bühne.
Ihr Set begannen sie mit «Krone der Schöpfung» vom gleichnamigen Album welches 2021 erschien, um dann gleich mit zwei Single Auskopplungen, «Mann im Mond» (1992) und «Millionär» (1991) die Reise in die Vergangenheit anzutreten.
Dargeboten wurde eine bunte Auswahl von ganz alten, neu arrangierten Stücken also auch ein paar wenigen neuen Hits aus der Gegenwart.
Sehr gelungen fand ich «Es war nicht alles Schlecht» vom «Familienalbum» (2015) mit der letzten Strophe:

«Vielleicht ist dieses Lied nicht interessant
Und sicher nicht politisch relevant
Wahrscheinlich gibt es manchen, der es hörte
Und sich an ein paar kleinen Zeilen störte
Es hat nicht so 'n Niveau wie Bertolt Brecht
Doch es war nicht alles schlecht»

Es zeigt gut, dass sich Die Prinzen nur bedingt ernst nehmen und der Spass an der Sache im Vordergrund steht - in meinen Augen das Erfolgsrezept ihrer Musik.Erfreulich war auch, dass nur ein kleiner Teil des Publikums schon mal an einem Konzert der Leipziger war. Die meisten an diesem Abend im Volkshaus waren «Neulinge». Deshalb erklärte Tobias kurz die Regeln: «Auf der Bühne steht die Band, die irgendwie versucht Musik zu machen. Und dann kommt das Publikum das laut singt». Tatsächlich wurde bei fast allen Liedern lautstark mitgesungen. Auch - oh Schreck! - von mir, wenn nicht gerade ein grosses Grinsen mein Gesicht zierte.Es war schlussendlich einfach ein grosses Konzert mit vielen schönen Momenten. Die Band präsentierte ihre Musik erfrischend locker und dennoch gesellschaftskritisch im richtigen Kontext, ohne die politische «Neutralität» zu verlieren.Die Prinzen haben auf ihrer «30 Jahre - 30 Hits - 30 Städte» Tour nicht nur gezeigt, dass sie coole Musiker sind, sondern manche ihrer Titel als zeitlose Klassiker in den Köpfen (und Herzen) der Menschheit verbleiben.Für mich war es gleichzeitig eine zweistündige Reise zurück in meine Zeit alsTeenager -das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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