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1.Titelbild_Papa Roach_©Stagetime.jpg

8.-10. Juni 2023
Greenfield Festival Tag 1

Militär Flugplatz Interlaken

Obwohl ich aus diversen Gründen das Greenfield Festival in Interlaken nicht mehr besuchte, fühlt es sich an als ob ich nie weg war. Sicher hat sich das eine oder andere in dieser Zeit verändert, aber das Wichtigste, die musikalische Ausrichtung ist gleich und das ist auch der Grund, wieso die Metal-, Punk- und Rockfans nach Interlaken auf den Militärflugplatz pilgern.
Man könnte meinen, dass dieses Klientel einen Kulturschock für die Stadt im Berner Oberland ist. Dem ist aber gar nicht so. Das Greenfield hat sich schon lange etabliert und geniesst internationale Anerkennung bei den Künstler*innen wie bei der Bevölkerung.

Mit 48% Frauenanteil ist das Festival auch bei den weiblichen Fans sehr beliebt.
Natürlich jammerten einige herum, wieso man nicht mehr Frauen im Line-up hat. Nun, das ist auch immer eine Frage des Angebots. So viele Frauenbands gibt es in diesen Genre und Sub Genre nicht. Andere Festivals, die sich nicht auf ein Musikkonzept beschränken und etwas abschätzig gesagt, «Kletti und Pletti» im Line-up haben, sind da sicher flexibler und noch dort sind die Männer auf der Bühne in Überzahl. 

Schon bei der ersten Live Performance der Alphornbläser*innen standen Frauen auf der Bühne.
Dieser Auftakt hat eine schöne Tradition bei der schon mal die ersten Circle Pits entstehen.
Danach enterten Less Than Jake die Bühne. Die SKA Punks aus Florida legten einen Start nach mass ins Festivaltreiben hin und sorgten für viele positive Feedbacks.

Ein sicherer Wert und schon diverse Male auf dem Flugplatz Interlaken zu hören war die Britische Band Enter Shikari. Ihren wilden Mix aus Post-Hardcore, Electronicore und Metalcore verstärken sie gekonnt mit elektronischen Elementen aus Dubstep oder Drum an Bass. Das Publikum war bereits auf Betriebstemperatur und feierte vor der Bühne als gäbe es kein Morgen mehr.
Allgemein war die Stimmung schon am ersten Tag ausgezeichnet und sehr friedlich, wie man es sich am Greenfield gewöhnt ist.

Neben der grossen Jungfrau Stage, die jetzt eben nicht mehr so jungfräulich war, gab es auch auf der keinen Bühne, der Eiger Stage, einige sehr interessante Bands zu sehen. Besonders  sehenswert waren Sleep Token. Die Londoner Progressive Metal Band versteckt sich nicht nur unter Masken, sondern will auch sonst anonym bleiben. Man findet von der im Jahre 2016 gegründeten Band keine grossen Angaben. Dafür überzeugen Sleep Token mit düsteren Melodien und Texten. 
Einzig, dass das Konzert noch bei Tageslicht statt fand, war schade und machte die Stimmung etwas kaputt. Bleibt zu hoffen, dass die Engländer wieder einmal nach Interlaken kommen und dann bei Nacht spielen dürfen.

1.BildText_Sleep Token_©Stagetime.jpg

Ulaanbaatar ist die Mongolische Hauptstadt, liegt auf 1350 m.ü.m. und ist 8’719 Auto Kilometer (gemäss Google Maps 108 Stunden fahrt) von Interlaken (568 m.ü.m.) entfernt. 
Es ist schwer anzunehmen, dass die einzige bekannte Metalband aus der Mongolei, The Hu, mit dem Auto nach Interlaken kamen.
Die Band stand mit ihren traditionellen Instrumenten auf der Jungfrau Stage und heizte mit ihrem Kraftvollen Sound dem Publikum ein. Die Vier Musiker hatten sichtlich Spass mit dem Schweizer Publikum. The Hu spielten schon diverse Male in der Schweiz, so dass sie zwar nicht ganz unbekannt sind und dennoch als Geheimtipp zählen. Der Platz vor der Bühne war mit Fans und einem grossen Anteil an neugierigen Zuhörer*innen gut gefüllt. Schön zusehen, dass sich immer mehr Greenfield-Besucher*innen für neues begeistern können. Auch das grössere Zuschauer*innen aufkommen bei der kleinen Bühne bestätigte meinen Eindruck.

1. Bildtext_The Hu_©Stagetime.jpg

Bands eine Chance geben, die mir völlig unbekannt waren, war auch ein wenig mein Motto dieses Festivals. Eine Musikalische Entdeckungsreise also. 
Wie viele Entdecker*innen habe ich auch Bands gesehen, die mir gar nicht zusagten. Swiss & die Andern passten mit ihrem «komischen» Sound meiner Meinung nach mehr ans Open Air Frauenfeld als ins Berner Oberland.
Auch While she Sleeps war für mich ein Grund, nur kurz bei der Eiger Stage zu verweilen und mir das Konzert des ersten Headliners, Die Ärzte, anzuhören. Die selbst ernannte Beste Band der Welt ist für ihre unterhaltenden Ansagen und Sticheleien untereinander auf der Bühne bekannt. Dies ist mit ein Grund, dass Ihre Konzerte immer über zwei Stunden dauern.
Das Berliner Trio mit Bela B. (Drums), Farin Urlaub (Gitarre) und Rod Rodrigez (Bass), war früher frecher. Songs wie «Claudia Hat 'nen Schäferhund Teil 1 und 2» oder «Helmut K.», ein nicht netter Song über den damaligen Bundeskanzler,  erschien 1987 auf der LP und CD mit dem Titel «Ab 18». Heute würde man das Album EP nennen da nur 6 Songs drauf war.
Die angesprochenen Songs spielen sie heute nicht mehr. Schade, weil diese frechen Texte machen doch eine Punk Band aus. Politische Korrektheit  und Punk beisst sich irgendwie.
Mit dem Song «Meine Freunde», den Bela B wegen dem Pride Monat Juni widmete, war dann immerhin ein «frecher» Titel dabei. In dem Song geht es um die Frage ob man Schwul sein darf. Bela hat die Frage nach dem Song natürlich mit «ja darf man» beantwortet.

Der erste Festival Tag war bereits mit mehrheitlich überzeugenden Auftritten ein toller Start ins Festival.

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